Private Ziervogelhaltung
Vögel bringen Leben und ein Stück Natur ins Haus, sodass Wellensittich und Co. beliebte Heimtiere sind. Zudem erscheinen Vögel in ihrer Anschaffung als vergleichsweise preisgünstig und gelten als pflegeleicht.
Welche Ziervögel eignen sich für die private Haltung?
Es gibt eine Vielzahl an verschiedenen geeigneten Vogelarten mit unterschiedlichen Ansprüchen an Haltung, Pflege, Fütterung und Umwelt. Man sollte sich daher bereits vor der Anschaffung der Tiere über die genauen Bedürfnisse der jeweiligen Vogelart informieren. Neben entsprechender Fachliteratur sind hierbei die Merkblätter der Tierärztlichen Vereinigung (TVT) besonders geeignet. Auf die Haltung der früher so beliebten Großpapageien wie Graupapageien, Amazonen, Kakadus oder Aras sollte man verzichten, da man den Bedürfnissen der hoch intelligenten Vögel in menschlicher Obhut kaum gerecht werden kann. Zudem werden die Tiere sehr alt (je nach Art zwischen 20 und 70 Jahren). Für Einsteiger in die Vogelhaltung geeignete Arten stellen beispielsweise Wellensittiche, Kanarienvögel oder Zebrafinken dar. Wichtig zu wissen: Nahezu alle handelsüblichen Vogelarten leben in großen Schwärmen und verfügen über ein komplexes Sozialverhalten. Aus diesem Grund ist eine Einzelhaltung von Vögeln strikt abzulehnen, da sie mit großem Leid des Tieres verbunden ist. Jeder Vogel muss mindestens mit einem artgleichen Partnertier vergesellschaftet werden.

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Wie viel Platz benötigen Ziervögel?
Vögel wollen fliegen! Auch vermeintlich einfach zu haltende Ziervögel wie Wellensittiche und Kanarienvögel benötigen daher viel Flugraum. Grundsätzlich gilt: je mehr Platz Vögeln zur Verfügung gestellt werden kann, umso besser. In der Natur legen Wellensittiche im Rahmen der täglichen Futtersuche große Strecken fliegend zurück. Auch verfügen die intelligenten Tiere über einen ausgeprägten Erkundungstrieb. Ideal für eine artgerechte Gruppenhaltung sind Außenvolieren mit temperiertem Schutzraum, ein eigenes Vogelzimmer mit einem Schlafkäfig oder alternativ eine große Zimmervoliere mit täglich mehrstündigem Freiflug. Für einen sicheren Freiflug sollten potentielle Gefahrenstellen wie spitze oder scharfkantige Einrichtungsgegenstände, heiße Lampen oder Stromquellen unzugänglich gemacht werden. Ein Hinterfliegen von Schrankwänden/Einbauschränken sowie Anfliegen von Fensterscheiben ist durch geeignete Maßnahmen zu vermeiden. Bei der Anschaffung von Volieren ist zudem auf gesundheitsschädliche Kunststoffummantelungen oder Lackierungen mit potentieller Vergiftungsgefahr zu achten.
Was gilt es hinsichtlich der Haltungsumwelt zu beachten?
Sitzstangen
Die Haltungsumwelt muss die Ansprüche der jeweiligen Vogelart erfüllen. Frei schwingende Sitzstangen mit unterschiedlichem Durchmesser (z.B. Äste von Obstbäumen) stellen nicht nur Sitzgelegenheiten dar, sondern helfen, Fußkrankheiten vorzubeugen. Mit Beschäftigungsmaterial wie zum Beispiel Obstzweigen, Pappschachteln oder unbehandeltem Holzspielzeug ermöglichen Halterinnen und Halter ihren Tieren artgemäße Verhaltensweisen auszuleben. Auf Plastikvögel, Spiegel oder Sandpapier als Sitzstangenüberzug sollte hingegen verzichtet werden, diese können Verletzungsrisiken bergen oder zu Verhaltensstörungen führen. Zudem müssen geeignete Rückzugsmöglichkeiten z. B. in Form von Schlafhöhlen oder nicht einsehbaren Bereichen zur Verfügung gestellt werden. Eine Bademöglichkeit ist so zu platzieren, dass sie möglichst nicht durch die Vögel verunreinigt werden kann (am besten erhöht anbieten bzw. keine Sitzstange direkt darüber anbringen).
Futter
Artgerechtes Futter muss angeboten werden. Ideal sind auf die Vogelart abgestimmte und ausgewogene Körner-und Samenmischungen sowie Gemüse und Obst, um die Tiere lange vital und gesund zu erhalten. Bei Bewegungsmangel und einer Fehlernährung z. B. durch zuckerhaltige Knabberstangen oder übermäßig angebotene Kolbenhirse neigen Vögel zu Übergewicht mit nachteiligen gesundheitlichen Folgen.
Luftfeuchtigkeit
Je nach Vogelart bzw. der ursprünglichen Herkunft der Vögel müssen spezielle Anforderungen an die Luftfeuchtigkeit beachtet werden. Gerade in den Monaten mit vermehrter Heizung muss eine entsprechende Luftfeuchte z. B. durch Besprühen der Tiere sichergestellt werden. Darüber hinaus sollte in der Tierumgebung nicht geraucht werden. Auch eine Unterbringung in der Küche ist aufgrund gesundheitsschädlicher und für Vögel hochgiftiger Dämpfe (z.B. durch die Erhitzung von Teflonpfannen etc.) dringend abzulehnen.
Beleuchtung
Vögel nehmen ihre Umwelt in erster Linie optisch wahr und verfügen über eine andere Sehwahrnehmung als der Mensch. Sie sind in der Lage Farben im UV-A Bereich wahrzunehmen und benötigen UV-B für verschiedene Stoffwechselleistungen. Darüber hinaus ist es ihnen möglich 180 Bilder pro Sekunde zu sehen im Gegensatz zum Menschen mit 10 bis 15 Bildern pro Sekunde. Aus diesem Grund brauchen Vögel bei Innenraumhaltung eine spezielle flackerfreie Vogelbeleuchtung mit UV-Anteil. Auch sollten Vogelvolieren nicht in unmittelbarer Nähe zu Bildschirmen/Fernsehgeräten aufgestellt werden.
Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) unterstützt die Veterinärbehörden bei der tierschutzfachlichen Beurteilung privater Vogelhaltungen, insbesondere bei Haltung sehr vieler Tiere (Verdacht auf „Animal-Hoarding“), aber auch bei gewebsmäßigen Haltungen z. B. im Zoofachhandel oder bei Züchtern.